Tanzbodenverse

Im Kesseltal gab es auch schon 1920 lustige Musikanten, die zum Tanz aufspielten.

Jeder kleine Ort hatte eine gemütliche Wirtschaft meist neben der Kirche

- wenn vorhanden - und damals wie heute galt:

"Zwischen Kirche und Kneipe spielt das Leben sich ab."

 

Jede Festlichkeit z.B. Kirchweih'

"Wann Kirbe isch wann Kirbe isch nocht schlacht mei Vater an Bock

ond wann mei Muatr tanza tuat nocht wackelt ihre Rock"

 

oder eine Hochzeit

"Iatz bisch du verheirat iatz bisch du a Ma'

iatz schaut di deiner Lebtag koi Mädle mea a"

 

fand erst in der Kirche und dann im Wirtshaus statt.

Diese Musikanten hier stammten aus Oberringingen, Zoltingen, Leiheim

und Unterringingen.

Oben in der Mitte das war mein Schwiegervater Karl Oßwald aus Zoltingen.

Foto: Oßwald
Foto: Oßwald

 

 

Dr Schuaschtr von Zolte, des war halt a Ma,

dear hängt sei Kräfte an Säuschneider na.

holla di ria, holla di o, holla di ria, holla di o.

 

„Schnaderhüpferl“ Tanzbodenverse

mit Zwischenjodler nach jedem Vers

holla di ria, holla di o, holla di ria, holla di o.


Ond i ben halt von Renge

daß jedr Ma woiß

friß lauter gschnitt Nudl

drom bene so foischt

 

Ond wann e meim Vater

a Kälble verdua

nocht kälbert glei wieder

a andera Kuah

 

Oin Schatz em Kesseltal

oin Schatz em Rias

der Schatz wo bei mr isch

isch mr dr liabscht

 

I on du ond nomol a paar

os sen scho rechte Lompa

wammer ds Geld versuffa hont

nocht müaß mr Wasser gompa

 

Ond was isch denn do drenna

ond was schaut denn do raus

a klois Tröpfle Bier

ond des sauf mr voll aus

 

Of de Maura hockat Baura

guckat ra wia d Pudlhond

Schädl honts wia Emmakirba

Warza dra wia Fäßlespond

 

Zwoi schneaweiße Täubla

fliegat über mei Haus

der Schatz wo mir b’stemmt isch

bleibt mr net aus

 

Alweil krank sei ond doch net sterba

muaß a groaßer Schmerza sei

Mädla liaba ond net kriaga

des muaß no viel ärger sei

 

Ond iatz fällt mr of oimol

mei Hausschlüssel ei

ond iatz habn vrgessa

iatz ka e net nei


Leiheimer Kirchweih

 

Auf dr Leiamer Kirbe, ja do isch was los,

das Essen, die Stimmung, dia sen dort famos.

Holla di ria, holla di o, holla di ria, holla di o.

 

Dr Paul und sei Mannschaft, dia gebad se Müh,

des spiegelt se wieder beim Sonntagsmenü.

Holla di ria, holla di o, holla di ria, holla di o.

 

Wenn's Essa und Drenga isch so guad gemacht,

do feiert ma gera bis spät in die Nacht.

Holla di ria, holla di o, holla di ria, holla di o.

 

Bedienung und Schankleut dia sen halt auf Zack,

do muasch net lang warta, bis a nuia Halbe hosch.

Holla di ria, holla di o, holla di ria, holla di o.

 

Dia Gulaschkanone sei auch noch erwähnt,

dia Leit, dia do schaffad, dia hon se bewährt.

Holla di ria, holla di o, holla di ria, holla di o.

 

Wia dr Paul des älls regelt, isch phänomenal,

freu mi scho lang auf dia scheane Dag.

Holla di ria, holla di o, holla di ria, holla di o.

 

©Andreas (Ender) Schröppel 2003

 

On ds Tipfale aufs i des isch dr Ender ond sei Bua,

dia machat zor Unterhaltung a scheana Musik drzua!

Holla di ria, holla di o, holla di ria, holla di o.

©M.O.

 

 

 

 


Leiheimer Lied

 

(Andreas Schröppel)

 

Refrain: Leiheim, Leiheim,

du mein schönes Dörflein klein,

Leiheim, Leiheim, das ist die Heimat mein.

 

Als unser Herrgott hat, die schöne Welt gemacht,

das Glück in Leiheim Halt gemacht.

Der Körlesbach so rein, bettet das Dörflein ein,

so schön kann' s nur in Leiheim sein.

 

Refrain: Leiheim, Leiheim,

du mein schönes Dörflein klein,

Leiheim, Leiheim, das ist die Heimat mein.

 

Zum Wandem wunderschön, am Roßberg aufwärts geh' n,

am Wald entlang das Wildbrett seh' n.

Schau ich ins Dorf hinein,

ich denk' und bild's mir ein,

schöner kann' s nur im Himmel sein.

 

Refrain: Leiheim, Leiheim,

du mein schönes Dörflein klein,

Leiheim, Leiheim, das ist die Heimat mein.

Vier kohlschwarze Rappa

‚s hot koier a Bless

wann ander Leit schlofat

gang i of Karess

 

Koi Nacht isch mr z feschtr

koi Weg isch mr zweit

zo meim Schätzle gang i

so ofts me halt gfreit

 

Loß hocka, loß hocka

es got di nix a

dia Foremer Mädla

dia kriagat koin Ma

 

Heit semmer wieder kreizüberadübr

heit kippt dr Vater ds Scheißhäusel über

putz mr s sauber aus, sauber aus

hommer a nuis Haus

 

Henter ds Pfarrers Garta na

do got a Weg noch Pola

ond wann mr d Schuah durchtanzat hont

nocht loß mr s wieder sohla

 

Mei Mädle hot d Liab aufgsagt

ond i hab net gwöllt

do habe da Rotz raghängt

ond hab recht brällt

 

Isch mr all mei Geld vrschemmelt

mit deam wüaschta Wassergsauf

soll se des a jeder merka

daß r hebt koi Geld net auf

 

A Fescht ond koi Geld net

des isch halt a Glomp.

Ond ka ma's net zahla

nocht feirt ma's auf Pomp

 

Bal trucka bal naß

bal earnscht ond bal Gschpaß

nor alles zor Zeit

daß de net keit


Kirchweih von Michel Eberhardt

 

Juchhä, Buaba, heit hommer Kirbe!

Dia fällt für mei Geldle en ds Gwicht.

Doch sag i dir: liaber vrdirbe,

Als dass I auf d'Kirbe vrzicht.

 

A Moß her! dia trenk mr am Standa.

Ond iatz, Mädle, komm gommer naus.-

Wo send'r denn ui Musikanta?

Hä! - "D Bäure von Bisse" muaß raus!

 

Was isch denn? - komm machat an Gang do.

Auf d'Seita, was d' "Bäure" net ka!

Ui schiabat nor englisch ond Tango,

Beim Hoimat - Tanz stont'r domm na.

 

Os aber, mei Mädle, os kennats;

Was moischt denn, des wär ja scho guat.

Dia d'Schneid hont zom Leba, dia gwennats,

Ond ds ander, des ligt oim em Bluat.

 

Ja, luck lommer net om ds verrecka,

Dr Hoimat - Tanz muaß nomol her!

Ond tanzt oh dr Lomp, wia am Stecka,

Os gent no em Alta sei Eahr!-

 

Du langscht de scho a' wiana Kisse

Ond wiagscht de em Schleifer da Trabb.

- "Dia Bäure, dia Bäure von Bisse,

Mit ihrer, mit ihrer Schlack-Kapp..."

 

Los, Mädle, du bischt no a Bsondra.

Gang zua mr, i halt de net z'knapp.-

"...dia weard se, dia weard se vrwondra,

Wann i noch'r, i noch'r dapp!"

 


Magerboi Lied

(Andreas Schröppel)

 

Ganz am End der Landkreis Grenzen,

da liegt still, prächtig und klein,

II: das von uns so sehr geliebte,

da liegt Untermagerbein. :II

 

Durch das Tal am Rand der Berge,

fließt die Kessel rings um her,

II:.gibt es noch ein schön' res Plätzchen,

auf der großen weiten Erd. :II

 

Auf des Kaibergs Wiesen fein,

äst der Has, das Rehböcklein,

II: so viel schönes wird beschert,

das ist Kesseltaler Wert. :II

 

Spitzenberg der ist bekannt

sieht man weit ins Alpenland,

II: und ein Blick ins Tal hinein,

oh wie schön liegt Magerbein. :II

 

Kuckuck ruft's, der Specht klopft an,

im Judenberg auf hoherTann.

II: Ja so klingt's im Dörflein klein,

Kesseltaler muß man sein!!! :II



Volks- und landeskundliche Beschreibungen aus dem Landkreis Dillingen

Die Physikatsberichte der Landgerichte

Bissingen, Lauingen, Dillingen und Wertingen

(1858-1861)

Georg Simnacher zum 70. Geburtstag

Bearbeitet von Gerhard Willi

Wißner - Verlag Augsburg

(Ausschnitt)

 

 

Zu den besonderen Vergnügungen der ländlichen Bevölkerung sind Hochzeiten, Kirchweihe, Jahrmärkte zu zählen, welch leztre überall beliebt und fleißig frequentiert sind. Da wird gegessen, getrunken, getanzt und wohl auch zur Abwechslung gerauft.

An der Kirchweihe, sobald der Gottesdienst vorüber, geht es zu Tisch. Da wird viel, ja Viel und Verschiedenes gegessen. Mehr wird auf Quantität als Qualität bei diesen Festen gesehen. Ist der Mittagstisch beendet, geht die jüngere männliche Bevölkerung dem Wirtshause zu. Die Alten folgen später. Wer mit einem Mädchen auf etwas vertrautem Fuß steht, nimmt auch dieses mit dahin. Da wird dann bis spät in die Nacht hinein getanzt, geraset, gejodelt, geschrieen, getrunken und gegessen, daß derjenige, welcher nicht in den Kreis gehört, sich gerne zurückzieht. Es sind diese Kirchweihen wohl überall über einen Leisten geschlagen und in der Wirklichkeit nur für die Jugend wegen des Tanzes ein Tag der Freude und Lust.

 

Ein besonderes Vergnügen bietet denn auch die Hochzeit. Das Zermoniel ist fast überall gleich und hält es für überflüssig, dasselbe hier zu beschreiben. Nur einige Momente will man hervorheben. Am Hochzeitmorgen zieht das Paar in das Gasthaus, in welchen die Hochzeit gehalten wird. Zuerst wird Kaffee getrunken. Mittlerweile erscheint die Geistlichkeit und führt den Bräutigam in Mitte nehmend den Zug nach der Kirche. Dasselbst angekommen geht der Copulationsact vor sich. Nach Beendigung des Gottesdienstes geht der Zug wieder unter Musik und begleitet von der Geistlichkeit nach dem Gastlokale zurück. Hat der Hochzeitslader seinen Spruch gemacht, dann beginnt der sogenannte Brauttanz. Erst, wenn dieser beendet, haben die Gäste das Recht, nach Wunsch zu tanzen. Ist der Mittag vorhanden, geht man zum eigentlichen Hochzeitsmahl. Dies besteht hauptsächlich aus halbgesottenem Schweinfleisch, etwas Rindfleisch und ein Paar Würst. Mit der zu leistenden Bezahlung stehen diese Mahlzeiten in keinem Verhältnisse. Nach dem Mahle wird wieder getanzt. Abends erscheinen tanzlustige Mädchen, dem Brautpaare Geschenke bringend. Endlich folgt am Abend spät, etwa um die 7te Stunde das nicht weniger als reichliche oder köstliche Abendmahl. Während des Essens wird über den Tisch gespielt, was eine Brandschatzung von Seite der ohnehin schon bezahlten Musikanten für die geladenen Gäste ist. Auch an den Tischen anderer Gäste wird dieser Bettelunfug aufgespielt. Nach Beendigung dieser Beutelschneider-Musik geht es zu erneutem Tanze, bis die Glocke die 10te Nachtstunde verkündet. Das ist die Stunde des Aufbruch's für ein ordentliches Brautpaar. Leichtsinnigere, vergnügungssüchtige Brautleute bleiben wohl auch bis 11 oder 12 Uhr. Sämtliche Gäste begleiten das abgehende Paar bis in den Hausgang. Hier werden von den Brautleuten die letzten 3 Reihen getanzt, zwischen denen der Wirt ein Gläschen Wein kredenzt. Bevor das Brautpaar das Haus verläßt, tritt nach uralter Sitte bei den Katholiken der Wirt vor und segnet mit Weihwasser Braut und Bräutigam, ihnen noch zum Abschiede vollstes Glück wünschend. Ist der Brautzug abgegangen, beginnt unter dem jungen Volke recht eigentlich der Tanz, alles ist jetzt voll Lust, Freude und Ungebundenheit. So geht es fort bis Mitternacht, wohl oft noch länger.